CUBE Podcast - Interview mit Ulrich Scheffold über nachhaltige Produkte in der Architektur

17. MAI 2023

Die italienische High-End Hersteller-Marke Listone Giordano steht für hohe Standards im Bereich der Parkettlösungen. Das familiengeführte Unternehmen setzt sowohl bei den Rohstoffen als auch bei der Produktion einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit. Ich bin Barbara Brubacher, die Münchner Redakteurin des CUE Magazins und in unserer heutigen Folge der Cube Podcast-Reihe zur Architektur und modernes Wohnen begrüße ich den Listone Giordano Manager Germany Ulrich Scheffold.

Herr Scheffold Guten Tag, es freut mich, dass sie hier sind. Listone Giordano ist ja eine Marke des italienischen Familienunternehmens Margaritelli. Wenn ich das höre, komme ich gleich schon ins schwelgen und würde am liebsten morgen nach Italien fahren. Waren sie denn in letzter Zeit mal wieder in Italien?

Guten Tag, vielen Dank für die Einladung. Ja, im letzten Herbst war ich in Italien. Nicht geschäftlich, aber privat und zwar in Turin, der viertgrößten Stadt Italiens. Die Stadt besitzt einen außergewöhnlichen Charme mit ihren rechteckigen Strukturen in der Altstadt, ihren barocken Elementen im Zentrum und ihrer modernen Architektur an den Rändern, ist also immer eine Reise wert. Und natürlich würde ich gerne direkt sofort mitfahren mit Ihnen nach Italien.

Das hört sich toll an und ist ein guter Tipp. Drückt sich denn das italienische Design auch in den Produkten von Listone Giordano aus?

Ja, eindeutig. Eine Kollektion von uns nennt sich Natural Genius, übersetzt also „natürliches Genie“ und hier arbeiten wir seit über 10 Jahren mit berühmten italienischen und internationalen Designern sowie Architekten zusammen. Im Prinzip setzen wir hier eine regelrechte Benchmark für die Hartbodenbelag-Branche, weil wir immer wieder neue Designs entwickeln, die man am Fußboden verwirklichen kann. Jeder verbindet italienische Design mit Eleganz und Modernität. Das verbinden wir in dieser Kollektion oder mit unseren Produkten generell und das soll eben auch klar erkennbar sein.

Können Sie denn ein paar der Designer namentlich nennen mit denen zusammengearbeitet wird?

Hier sind beispielsweise Michele de Lucchi oder auch Patricia Urquiola aus dem Möbeldesign zu nennen, die beide natürlich weltweit bekannt sind. Oder auch Mattheo Thun, Sebastiano Canzano sowie Alexander Brenner. Ich könnte die Liste jetzt endlos fortführen, aber das sind ein paar der bekannten Namen aus einer großen Reihe an Designern und Architekten, mit welchen wir zusammenarbeiten. Mittlerweile sind wir auch in Mailand auf dem Salon di Mobile vertreten und haben dort eine eigene Arena, wo wir die Thematik der Kollaboration hinreichend bespielen.

Ich würde gerne auch noch mehr über das Familienunternehmen Margaritelli wissen. Dort waren Sie ja bestimmt auch schon oft im Zuge Ihrer Tätigkeit oder?

Absolut, ich bin regelmäßig dort und das ist eigentlich wirklich die Essenz auch dieses Produktes, nämlich dass wir ein Familienunternehmen sind in 4. Generation, inzwischen über 150 Jahre alt und schon immer mit dem Werkstoff Holz verbunden. Das Unternehmen wird heute von Luca und Andrea Margaritelli geführt, wobei Luca Margaritelli eher in der Technik sowie der Produktion organisiert ist und Andrea Margaritelli eher in den Bereichen Kultur sowie Design. Letzterer ist mittlerweile auch der Präsident des nationalen Architekturkongresses in Italien. Er veranstalten nächste Woche in Perugia ein internationales Festival für die Architektur zum Thema Nachhaltigkeit, was natürlich im Moment in aller Munde ist. Ich gehe also dort immer sehr gerne hin und es war tatsächlich auch einer der Gründe, warum ich mich damals für diese Marke entschieden habe. Ich selbst stamme aus einer sehr traditionsreichen Familie und habe immer schon diese Art der Führung geschätzt, die eine persönliche Beziehung beinhaltet. Diese persönliche Beziehung wird bei Listone Giordano zu 100% gelebt und wir stehen mittlerweile in einer sehr engen Freundschaft zueinander.

Und die traditionelle Handwerkskunst wird bei Ihnen auch hochgehalten wie ich sehe?

Ganz klar. Das Credo ist die Verbindung von neuen und alten Techniken zur Produktion, die man nie vergessen darf, denn Holzbearbeitung hat sich im Prinzip nie verändert. Sie wurde natürlich mit Maschinen ergänzt oder vielleicht optimiert würde ich sagen, aber die alte Handwerkskunst oder was kann ich mit dem Holz tun und wie kann ich es tun, die hat sich nicht grundlegend verändert. Auch wenn gewisse Techniken ein paar Jahrzehnte ein Stück weit vergessen wurden, zeigt man heute wieder mehr davon, etwa durch Hobeleffekte, Bürstungen, Sägeschnitte oder außergewöhnlichem Zuschnitt.

Da sind wir ja schon mittendrin im Thema Holz und Holzbearbeitung. Woher kommt denn das Holz für Ihre Parkettböden?

Das ist ein Thema, wo ich ein bisschen weiter ausholen muss. Seit jeher beziehen wir das Holz aus Frankreich, oder besser gesagt aus dem Burgund. Wir nennen es „Eiche aus Fontaines“, benannt nach der Region. Ein ganz spezieller Ort auf der Welt, wo die sogenannten Traubeneichen fantastisch wachsen. Dort wird seit über einem Jahrtausend, seit der Zeit der Zisterziensermönche, nachhaltige Forstwirtschaft betrieben. Man muss auch wirklich einmal dorthin gehen und das selbst erleben. Seit über 60 Jahren führen wir dort das größte Eichensägewerk Frankreichs und schätzen diese Art der Forstwirtschaft sehr, weil es eben ein natürlicher Prozess ist, wo die Bäume sich selbst regenerieren. Durch diese mittlerweile mehrfach zertifizierte Forstwirtschaft wächst der Wald, was heute leider nicht mehr überall der Fall ist. Wir beziehen unsere Eiche ausschließlich von dort, kümmern uns von A bis Z und sind damit vermutlich der letzte Parkettproduzent auf der Welt, der von der Pflanze anfängt bis zum fertigen Produkt. Es gibt bei uns Forstmitarbeiter, die jedes Jahr diese Bäume pflegen und kultivieren, damit wir einen ordentlichen Ertrag bekommen. Und man muss auch wissen, dass wir dabei nicht kurzfristig, sondern nur in Generationen denken können. Wir reden da von einem Zeitraum von 80 bis 120 Jahren. So lange wie eine Eiche eben benötigt, um gesund groß und anschließend geerntet werden zu können. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, wenn man in dem Wald steht und die Leute sieht und dann auch versteht, wie wertvoll so ein Baum ist, sodass man diese Materialität am Ende auch weitergeben kann. Man muss nur in den Wald gehen und so einen Baum sehen und fühlen, dann stellt man fest, dass wir uns alle mehr und mehr auch um das Thema Wald kümmern müssen. Schön wäre es natürlich, wenn wir es noch mehr tun würden. Im Wald ist es nämlich so, dass die Temperatur immer 2-3 °C niedriger ist. Hätten wir also doppelt so viel Wald auf der Welt, wären wir heute vielleicht nicht in dieser Form in einer Klimakrise.

Das ist aber nur ein Teil der Nachhaltigkeits-Initiative des Unternehmens oder?

Das ist nur ein kleiner Teil korrekt. Es gibt unheimlich viele Felder der Nachhaltigkeit. Es hat beispielsweise mit den Menschen zu tun, die bei uns beschäftigt sind. Wir schauen, dass diese aus der Region kommen. Es hat auch mit optischer Umweltverschmutzung zu tun. Unsere Fabriken werden nicht in die Höhe gebaut, sondern eher nach unten und dabei in das umgebende Gelände integriert. Es hat damit zu tun, alle Ressourcen die vorhanden sind, bestmöglich zu nutzen und am Ende mit Materialien arbeiten, die schonend behandelt werden. Wenn man sich überlegt, ein Eichenbaum speichert CO2 über die Lebensdauer von 120 Jahren. Und wenn man ihn dann zu einem Fußboden verarbeitet, der weitere 100 Jahre genutzt werden kann, speichert er weiter CO2. Und wenn man noch weiter schaut, das ist jetzt eventuell ein wenig vermessen aber, wenn man eine Millionen Jahre warten würde, würde der Fußboden zu Kohle werden und dann immer noch CO2 speichern. Ein Holzfußboden ist also eines der nachhaltigsten Bauprodukte überhaupt.

Vorhin haben Sie mir ja auch schon ein bisschen was erzählt über tolle Referenzprojekte, wo man Ihre Böden sehen kann. Können Sie da vielleicht ein paar Beispiele nennen?

Ja, es gibt eine ganze Reihe weltweit. Mittlerweile sind wir in über 54 Ländern aktiv, in einigen schon seit vielen Jahrzehnten. Wenn wir speziell auf Deutschland schauen, da gibt es zum Beispiel das Hotel Fontenay in Hamburg, eines der renommiertesten First-Class-Hotels in Deutschland schlechthin. Oder ganz aktuell hatten wir eine große Fläche im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart zu belegen mit einem ganz besonderen Design-Parkettboden von Daniele de Lago. Das prestigevolle Armani Hotel im Burj Khalifa in Dubai haben wir komplett ausgestattet, also es gibt wirklich eine sehr große Reihe an Referenzobjekten. Auch viele Retail-Brands nützen unsere Produkte, weil sie sich mit der hohen Qualität, der Nachhaltigkeit und der Tradition unserer Marke verbunden fühlen.

Jetzt muss ich auf das Thema Italien nochmal kurz zurückkommen, denn mich würde noch interessieren, hat das Thema Corona immer noch Nachwirkungen auf die Produktion oder Abläufe?

Ja, das ist leider so. Italien, jeder weiß es, war von Corona sehr stark betroffen. Es gab nicht nur sehr hohe Reglementierungen, was die Arbeitsprozesse betrifft, sondern natürlich auch viele infizierte und kranke Mitarbeiter. Wir sind ein Familienunternehmen und da sorgen wir uns natürlich auch um die Menschen, die bei uns beschäftigt sind. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie sollen wir das handhaben und wie kann das zukünftig sein. Die Arbeitsprozesse wurden verändert, zum Beispiel haben wir versucht, die Teams auseinander zu halten, also nicht mehr überschneidend zu arbeiten, sondern zu trennen, sodass eine mögliche Infektionsgefahr weitestgehend vermieden werden kann. Weiter wurden die Möglichkeiten zum Homeoffice für die Büromitarbeiter ausgedehnt und das wird auch so bleiben. Es gibt auch grundlegend mehr Gesundheitsschutz, als man es in früheren Zeiten für notwendig hielt. Das sind eben die hervorgerufenen Post-Corona-Maßnahmen, die letztendlich jedes Unternehmen, welches für seine Mitarbeiter verantwortlich ist, auch durchführen sollte.

Noch eine Frage zum Abschluss unseres Gespräches: Sie sind ja viel unterwegs und sehen sicher täglich eine Menge neuer Architekturen. Was ist denn ihr persönliches Architektur-Highlight?

Es gibt natürlich unendlich viel Architektur. Im Moment kann ich da ein Beispiel nennen, was tatsächlich nicht in Italien ist, aber mich dennoch unheimlich fasziniert. Ich war zu Anfang des Jahres in Oslo, was eine sehr prosperierende Stadt ist. Dort ist mir das Edvard-Munch-Museum aufgefallen, was von Juan Herreros sowie Jens Richter geplant wurde und sehr in Diskussion stand. Heute steht es regelrecht wie ein Monolith direkt am Fjord in einer unglaublichen Dimension, 13 Stockwerke hoch und entwickelt nach dem griechischen Buchstaben Lambda. Es ist nahezu provozierend, es war für die Bevölkerung provozierend, für den Stadtrat provozierend, aber eben genau das ist vielleicht der Reiz. Die Stadt Oslo ist insgesamt in der Architektur provozierend. Und das, was dort gezeigt wird, ist einzigartig. Edvard Munch ist ein bipolarer Maler gewesen, der sehr viele Facetten gezeigt hat im Laufe seines Schaffens. Das Museum zeigt also eine Art Widersprüchlichkeit nicht nur im Inneren des Gebäudes, sondern auch das Gebäude an sich birgt einen gewissen Widerspruch in sich. Darüber hinaus wurde es noch aus recycelbarem Beton und recycelbarem Aluminium gebaut, also ein sehr spannendes Werk wie ich finde.

Ein wunderbarer Tipp, vielen Dank Herr Scheffold für das Gespräch.

Gerne, herzlichen Dank für das Gespräch.

CUBE Podcast - 5/2023 

Parketthaus Scheffold

GET SOCIAL



Parkett Laupheim

Mo-Fr: 08:00-12:30 Uhr & 13:30-17:00 Uhr

Erwin-Rentschler-Straße 1

88471 Laupheim

Telefon: +49 (0) 7392 9718-0

Fax: +49 (0) 7392 9718-33

E-mail: info@parketthaus.com

Mögliche Beratungstermine Mo-Fr:

08:00-10:00 & 10:00-12:00 & 14:00-16:00 Uhr

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

Parkett München

Mo-Fr: 07:30-12:00 Uhr & 13:00-16:30 Uhr

Eversbuschstraße 70

80999 München

Telefon: +49 (0) 89 892631-0

Fax: +49 (0) 89 892631-20

E-mail: info@parketthaus.com

Mögliche Beratungstermine Mo-Fr:

08:00-10:00 & 10:00-12:00 & 14:00-16:00 Uhr

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.


Copyright  Parketthaus Scheffold. All rights reserved.